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Leistung erfassen und bewerten - Standards

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1. Problemaufriss: Wozu Standards?

TIMSS, PISA und IGLU zeigten, dass in Deutschland, dass die Steuerung des Bildungssystems durch Lehrpläne und Maßnahmen der Schulaufsicht, bzw. der Zuweisung zu den Schularten nicht erfolgreich war. Diese "In-put-Steuerung" soll jetzt durch eine "out-put-Steuerung" abgelöst oder zumindest ergänzt werden: d.h. die Schulen sind daran zu messen, ob durch Standards festgelegte Leistungen am Ende eines Zeitabschnittes auch erreicht werden. Für die Unterrichtsplanung ergibt sich daraus die Fragestellung: "Wie können die Standards ( in BW: Kompetenzen) an mehreren Inhalten über mehrere Jahre eingeübt werden?"


Beispiel:

Bisher "genügte es", dass im im Klassenbuch stand, dass ein bestimmter Inhalt durchgenommen wurde. Jetzt soll der Schüler zeigen, dass er z.B. am Ende der Klasse 10 den Inhalt kann. Dies wird durch "objektivierte" Aufgabenformen nachgewiesen. Zur Verdeutlichung des Anspruchniveaus dienen die Niveaukonkretisierungen.

Die Festlegung eines Erwartungshorizontes auf nationaler Ebene - nicht die Beschränkung auf die Landesgrenzen! - ist natürlich besonders wichtig, wenn man folgende Gesichtspunkte betrachtet:

  • Innerhalb Deutschlands gibt es auf Länderebene eklatante Unterschiede zwischen den Leistungen bei den Abschlüssen ( Verletzung des Gleichheitsgebotes).
  • Die Mobilität der Bevölkerung wächst, Kinder sollen Anschluss in den Schulen in verschiedenen Bundesländern finden.
  • Die Anforderungen der Abnehmer sind gestiegen.

Für die Steuerung der Schulen haben sich die alten Lehrpläne nicht als besonderlich hilfreich erwiesen. Obwohl die Inhalte klar waren, zeigte sich bei Überprüfungen, dass die Unterschiede zwischen verschieden Schulen (Stadt- Land) bzw. sogar zwischen einzelnen Klassen an einer Schule gewaltig waren. Standards, so die Hoffnung, verändern die Arbeit an den Schulen. Standards sind aber auch unumgänglich für Evaluation.

"International stellen Bildungsstandards ein zentrales Instrument in der Gesamtheit der Strategien und Maßnahmen zur Sicherung und Entwicklung von Qualität schulischer Arbeit dar. (...) Für die künftige Entwicklung wird es deshalb darauf ankommen, dem Beispiel anderer Staaten zu folgen und den Schulen mehr Gestaltungsspielraum(...) zuzubilligen; im Gegenzug muss dann aber die Steuerung durch Bildungsstandards intensiviert werden.
Bildungsstandards können die inhaltliche Steuerung der schulischen Praxis und des Unterrichts transparent, verbindlich und letztlich auch überprüfbar machen und auf diesem Weg wesentlich zur Entwicklung und Sicherung von Qualität beitragen."

DIPF im Auftrag der KMK

Mit der Einführung von Bildungsstandards sind also eine ganze Menge an Zielvorstellungen und Hoffnungen verbunden:

  1. Sie dienen der Schul- und Unterrichtsentwicklung
    Damit sich die Chancengleichheit der Schüler erhöht sind in Auslegung der Standards Diskussionen im Kollegium notwendig. Interne und externe Evaluation erhöhen die Rückmeldung über die geleistete Arbeit.
  2. Sie erlauben eine Anpassung an die Schüler:
    Lernstandsdiagnose, Entwicklung von Förderprogrammen ermöglichen eine Individualisierung des Unterrichts. Dabei wird durch die Niveaukonkretisierungsaufgaben, etc. ein Referenzrahmen zur Verfügung gestellt. Am Ende von .. müssen die Schüler diese oder jene Kompetenzen erreicht haben, um auf Niveau B zu stehen.
  3. Sie ermöglichen Freiheit
    Da nicht mehr ein Weg vorgeschrieben ist, können verschiedenste zur Erreichung des Ziels eingeschlagen werden.
  4. Sie haben positive "Neben-" Effekte:
    Kollegien haben Hilfen zur Planung und Analyse von Unterricht
    Für Schüler wird Transparenz hinsichtlich der Leistungserwartung geschaffen.
    Die Schulaufsicht kann sie als Mittel der Überprüfung und Beratung verwenden.
  5. Sie bieten Chancen:
    zur Entwicklung einer neuen Aufgabenkultur;
    führen zur Kooperation;
    zur Entwicklung einer neuen Unterrichtskultur;
    zur Entwicklung eines Schulprogramms.

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2. Was sind Standards?

International werden Standards als Vorgaben zur Steuerung des Bildungssystems verstanden, die sich nach ihren Vorgaben unterscheiden lassen:

inhaltliche (content) Standards:
Hier steht im Vordergrund, was die Schüler und Schülerinnen lernen müssen.
Standards für die Lehr- und Lernbedingungen:
In diesen Standards werden definiert, was den Schulen für Ressourcen für einen guten Unterricht zur Verfügung gestellt werden.
Leistungs- und Ergebnisstandards:
In diesen Standards werden die erwarteten Ergenisse des Lehrens und Lernens aufgelistet, die die Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt aufweisen sollen.
Mindest-, Regel- oder Maximalstandards :
Ergebnisse lassen sich natürlich auf einem bestimmten Niveau erreichen. Mindeststandards beziehen sich auf das Minimum, Regelstandards auf ein mittleres Niveau und Maximalstandards beschreiben die Leistungen der besten Schüler.
harte und weiche Standards
Harte Standards lassen wenig Interpretationsspielraum an die Leistungserwartungen, während weiche Standards sehr schwammig sind. Mit weichen Standards wird im Grunde die Stoßrichtung der Reform unterlaufen.

Innerhalb der KMK wurden für den Mittleren Bildungsabschluss Standards entwickelt, die - da Baden Württemberg in der Entwicklung von Standards sehr schnell war - jetzt noch einzuarbeiten sind. In den Standards der KMK werden die Kompetenzen, über die Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügen sollen, festgelegt. Dabei sind die Kompetenzen fach- bzw. lernbereichsspezifisch ausformuliert, da sie an bestimmten Inhalten erworben werden. Zu beachten ist, dass nicht alle Bildungsziele sondern nur die "messbaren", abgrenzbaren beschrieben werden.

HinweisNach Weinert (2001) sind Kompetenzen:

 

"die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundene motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fertigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können."

Schülerinnen und Schüler haben fachliche Kompetenzen ausgebildet, wenn sie

  • zur Bewältigung einer Situation vorhandene Fähigkeiten nutzen,
  • dabei auf vorhandenes Wissen zurückgreifen und sich benötigtes Wissen beschaffen,
  • die zentralen Zusammenhänge eines Lerngebietes verstanden haben,
  • angemessene Lösungen wählen,
  • bei ihren Handlungen auf verfügbare Fertigkeiten zurückgreifen,
  • ihre bisher gesammelten Erfahrungen in ihre Handlung einbeziehen.

KMK: Häufig gestellt Fragen und Erläuterungen
zu den Bildungsstandards ()

Schauen Sie bei den Weiterführenden Gedanken nach

 

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3. Standards und Qualitätsentwicklung an Schulen

Nach E. Klieme sind neben der Funktion der Gerechtigkeit/ "Fairness" auch Hoffnungen vorhanden, Standards als Qualitätsinstrument einzusetzen. Dabei ist nach Klieme aber erst noch nachzuweisen, dass sich das Handeln von Lehrern bzw. Schulen an Standards orientiert.

Mögliche Wirkungen von Standards könnten nach dem Klieme- Gutachten in folgenden Bereichen liegen:

  • Die Auseinandersetzung mit Standards fördert den pädagogischen Zielklärungsprozess. Von der Beurteilung der eigenen Klasse ausgehend erfolgt sozusagen eine Horizonterweiterung.
  • Rückmeldungen von "objektiven Daten"/ Vergleichsstudien könnte eine Diskrepanz zwischen erreichten und erwarteten Leistungen aufzeigen.
  • Werden Testinstrumente genutzt, könnte die diagnostische Kompetenz gefördert werden. "So könnte z.B. die Heterogenität in Lerngruppen erkannt und adaptiv beantwortet werden."
  • Auf der Schulebene könnten Lehrer stärker miteinander kooperieren, sich beraten und einen Konsens bilden.

E. Klieme:
Bildungsstandards als Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Schulsystem

 

Leider konnte nach Klieme die hohen Erwartungen bisher noch nicht empirisch gesichert werden. Zu Erwarten ist aber ein ansteigender Bedarf von Beratung und Unterstützung, damit sich die Qualität der Schule verbessert.

Die Entwicklung von Standards lässt sich dennoch nicht aufhalten, da dies eben auch im europäischen Rahmen immer stärker forciert wird. Wenn also Standards sein müssen, dann sind n. Klieme aber auch Qualitätsansprüche an die Standarderstellung zu stellen:

  • Bildungspolitische, pädagogische und fachliche Leitvorstellungen müssten explizit einfließen
    Bildungsstandards sollten nicht einfach wie Lehrpläne formuliert sein, d.h. Listen von Lerninhalten und Verhaltenserwartungen angeben. Sie sollen vielmehr deutlich machen, worin zentrale Kompetenzen bestehen, wie sie sich entwickeln und gefördert werden können.
  • Der Schritt vom content standard zum Leistungsstandard bedarf einer sorgfältigen, methodisch aufwändigen Testentwicklung, die in Deutschland erst am Anfang steht, "Musteraufgaben" reichen dafür nicht aus.
  • PISA war nicht zuletzt deshalb so aufregend, weil es unser gegliedertes Schulsystem mit einheitlichen Vergleichskriterien konfrontierte. Wichtig wäre es also, über Schulformen bzw. Bildungsgänge hinweg einen gemeinsamen Rahmen von Kompetenzerwartungen zu formulieren, aus dem sich dann unterschiedliche Profile oder Niveaus ableiten lassen.
  • Das gesamte Instrumentarium der Qualitätssicherung - von der Leistungsbewertung im Unterrichtsalltag über Vergleichsarbeiten und fachliche Absprachen an der Schule, Landestests und gegebenenfalls zentralen Prüfungen bis zu (inter-) nationalen Studien - sollte so kombiniert werden, dass die Komponenten sich sinnvoll ergänzen. Werden nämlich verschiedene Dinge in einen Topf geworfen, so kann bei den Praktikern der Eindruck entstehen, durch eine Testlawine belastet und entmündigt zu werden.

E. Klieme:
Bildungsstandards als Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Schulsystem. S.5

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Literatur:

Klieme, E. (2002): Bildungsstandards als Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Schulsystem. DIPF informiert; Nr. 3,S.2-5.

Weinert, F. E. (2001): Vergleichende Leistungsmessung in Schulen - eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In F. E. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen. Weinheim/ Basel

 

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