1. Problemaufriss
Die Überschrift des Kapitels weist auf die grundlegende Schwierigkeit des schulischen Auftrags hin:
Wie wir bereits wissen, soll Schule der Ort des institutionalisierten Lernens sein. Damit wird dem Lernen neben der Sozialisation eine zentrale Funktion der Schule zugesprochen.Wenn ich davon ausgehe, dass Menschen ihr Wissen und ihre Fertigkeiten selbst erwerben (lernen), ist dann der Beitrag von außen (durch Unterrichten) gering einzuschätzen?
Betrachte ich dagegen den Menschen als für Instruktion offen, kann ich ihm dann mit der richtigen Methode alles Wissen vermitteln (eintrichtern)?
Wenn wir uns die Hilfswissenschaft pädagogische Psychologie ansehen, so sind auch hier zum Lernen in der Schule weit auseinanderliegende Positionen zu verzeichnen:
Skinners "Gesetzmäßigkeiten des Lernens" -
eine klare Anweisung zum Lernen - werden von anderen (Gardener)
durch die Methode der "natürlichen Wissenaneignung des Kindes" ersetzt. Instruktionsmodelle weisen
ihrerseits nach, dass zum Erwerb von komplexen Wissen und Fertigkeiten gut
organisierte Lehr- Lernprozessen notwendig sind.
Wie verträgt sich das mit den Anforderungen nach Selbsttätigkeit?
FragenGeht es beim Lernen:
Vergl. Weinert; a.a.O. S.4 |
Alle bisherigen Lerntheorien haben nach Weinert, die grundlegende Individualität der Person übersehen und sind vom Kontext des Labors auf die Schulklasse mehr oder minder direkt übertragen worden.
2. Gestütze Befunde
Für neuere Lerntheorien lassen sich folgende allgemeine Strukturen beschreiben:
a. Lernen ist ein aktiver und konstruktiver Prozess
Die Einstiege, von Ihnen gedachten "Motivationen" , Lernarrangements, ... sind Angebote, die von jedem Schüler verschieden aufgenommen werden können. Das bereits vorhandene Wissen (Vorverständnis) des individuellen Schülers und die zur Handlung (Performanz) notwendigen Fertigkeiten werden durch die Unterrichtsangebote entweder mehr oder weniger stark aktiviert ( manchmal leider auch nicht) und von ihm zur Wissenskonstruktion verwendet. Dabei ist es immer unumgänglich, dass für den einzelnen Schüler wichtige Gebiete (symbolisiert als schwarzer Kreis) im Gruppenprozess nicht allgemein angesprochen werden können.
Merke:Jedes Lernarrangement ist darauf angewiesen, dass es von den Schülern angenommen werden kann und damit individuelle kognitive Prozesse anregt. Voraussetzung für diesen Vorgang ist gute Kenntnis der Schüler und deren Lebenswelt. Die Anregung aller Schüler auf gleichem Niveau ist ein Ideal.
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b. Kontextuiertes und situiertes Lernen ist produktiver
Dieser Befund knüpft unmittelbar an Befund a. (Lernen ist ein aktiver und konstruktiver Prozess) an.
- Wird das zu erwerbende Wissen bzw. die zu lösenden Probleme in einen Zusammenhang gestellt, der für den Schüler subjektiv von Bedeutung ist, kann er für sich Bedeutungszuweisungen leichter treffen.
- Diese Form wird besonders bei Projektunterricht und "Wissenserwerb durch angeleitete Partizipation" verwirklicht.
Merke:Wenn die Aufgabenstellung aus der Lebenswelt/ Erfahrungswelt des Schülers kommt, ist der Lerneffekt nachhaltiger. |
Literatur