Inhalt
1. Problemaufriss
Bisher beschäftigten wir uns noch sehr mit Erklärungsmodellen, die den Menschen mehr unter dem Blickwinkel der Prägung durch die Umwelt beschrieben: Motive werden in der Phase der Sozialisierung erworben und durch die Situation mehr oder minder automatisch ausgelöst.
Wenn wir jedoch von einem Menschenbild ausgehen, dass die reflexiven Fähigkeiten der Menschen und die Fähigkeit des Menschen, selbstverantwortlich zu Handeln, in den Vordergrund stellen, erhalten wir eine ganz neue Blickrichtung. Beschreibungen wie: Willen, Willenshandlungen, Willensschulung, Orientierung an Werten, ... sind dafür kennzeichnend.
Bei einer Willenshandlung steht eine Entscheidung im Vordergrund. Zum willentlichen planvollen Handeln gehört ein an Zielen, die in der Zukunft (antizipatorische)liegen, orientiertes Handlungskonzept. Die Ziele einer Handlung oder die handlungssteuernden Akte - so die Vorstellungen - unterstehen einer kognitiv- emotionalen Kontrolle.
Bei allem Optimismus, die diese Sichtweise nahe legt, zeigen praktische Untersuchungen z.B. der Werbepsychologie, dass vielen "rationalen" Entscheidungen doch unbewusste Motive und nicht erkennbare Einflüsse zugrunde liegen.
2. Willenshandlungen
Ein geläufige Modell der Willenspsychologie ist das Rubikonmodell nach Gollwitzer (1991). Hier werden 4 Handlungsphasen unterschieden:
1. Die motivationale Phase vor der Entscheidung (Prädezisionale Phase).
Wünsche und Befürchtungen, das Abwägen von Nutzen
und Nachteilen kommen zu einem Ende: "Alle Fragen wurden geklärt,
die Entscheidung die Handlung zu wollen (= "der Rubikon wurde überschritten")
ist gefallen.
Beispiel 1: Ein Schüler weiß noch nicht so genau was er machen will: Hausaufgaben, Freizeit machen, den Eltern helfen, ... Das Hin und Wider wird abgewogen und er beschließt - sagen wir mal - die Hausaufgaben zu machen. |
2. Die Wollensphase vor der Handlung (Präaktionale Volitionsphase)
Nach Überschreiten des Rubikons ist klar, ich will das Ziel
erreichen und ich fühl mich zum Handeln verpflichtet. Dies ist
die Phase der guten Vorsätze. Weil manchmal noch nicht gehandelt
werden kann, treten in dieser Phase auch Wartezeiten auf.
Beispiel 2: Unser Schüler setzt sich hin, im fehlt aber dies oder jenes, um die Hausaufgabe zu machen. Er macht Pläne, wie er in 2 Stunden die einzelnen Aufgaben in Angriff nimmt. Er plant auch genau wie er eine besonders knifflige Sache bewältigen kann. |
3. Handeln zur Zielerreichung (Aktionale Volitionsphase)
Zum Handeln gehören natürlich die Vorsätze
und der Grad der Selbstverpflichtung, die guten Vorsätze auch
tatsächlich umzusetzen. Sind die äußeren Umstände
dann auch noch förderlich, begünstigt dies die Handlung.
Wenn sie sich überlegen, dass bei widrigen Umständen viele
Handlungen unterbleiben, wäre nach diesem Modell der Grad der
Selbstverpflichtung wohl sehr gering.
Beispiel 3: Unser Schüler hat nun seine Bleistifte, Lineal und Buch, usw. zusammen, sich die notwendigen Informationen besorgt, jetzt endlich fertigt er seine Aufgaben an, weil er es auch will. |
4. Motivationsphase nach der Aktion (postaktionale Motivationsphase)
Am Schluss der Kette wird im Rückblick die Handlung und das
Handlungsergebnisse bewertet: Wurde das Handlungsziel erreicht? Wie
wurde es erreicht? Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden?
Wurde das Ziel erreicht, endet die Handlungsintention oder aber,
es werden für zukünftige Handlungen neue Konsequenzen gezogen.
Beispiel 4: Der Schüler erledigte seine Hausaufgaben. Als er damit fertig ist, klopft er sich vielleicht innerlich auf die Schultern, wenn er seine Handlung als gut bewertet hat. Vielleicht nimmt er sich dann auch vor, die Aufgaben zum nächsten Termin besser vorzubereiten, früher anzugehen, das Material zu richten, ... |
Das Rubikonmodell ist ein ausgesprochenes Entscheidungsmodell. Wurden jedoch die Ziele - wie häufig auch in der Schule - fremd gesetzt, sind die Entscheidungsprozesses manchmal eher auf "das Mit- Machen - Wollen" denn auf die Zielsetzung ausgerichtet. Für den Unterricht bedeutet dies u.a., dass Schüler bei Themen- und Methodenwahl beteiligt werden. So wären Entscheidungsprozesse in eine günstige Richtung zu lenken.
nach obenSchauen Sie sich bitte unter Unterrichten (Motivation) die Beispiele nach!
Literatur
Bednorz, P./
Schuster, M. (3.Auflage;2002): "Einführung
in die Lernpsychologie" Reinhardt-UTB
Edelmann, W. (6. Auflage; 2000): "Lernpsychologie" Beltz