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Schule

1.2 Schulkultur

System


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Die Abbildung zeigt, dass die Schüler von- und miteinander Lernen. Das Schüler lernen, ist Zweck der Schule. Fraglich ist nur immer, wie weit die Lehrperson in das Lerngeschehen und damit in die Selbständigkeit der Schülerinnen und Schüler eingreift. Je nach pädagogischem Hintergrund werden sie auf diese Frage unterschiedliche Antworten finden. Lassen Sie sich dabei durch modische Schlagworte - z.B. "Vom Lehrer zum Lernbegleiter" - nicht verunsichern. Empirische Untersuchungen des Erfolgs verschiedener Lehrstile geben durchaus widersprüchliche Antworten.

In diesem Abschnitt haben Sie die Möglichkeit, den Umgang aller an der Schule beteiligter Personen sozusagen von außen zu betrachten.

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2. Schulkultur ? - Lernkultur ?

In den letzten Jahren werden zur Beschreibung der "Atmosphäre" an Schulen die Begriffe "Schulkultur und Lernkultur" verwendet. Manchmal werden die beiden Begriffe gleichgesetzt, deshalb wollen wir sie hier genauer unterscheiden.
Arnold & Schüßler (1998) definieren "Schulkultur" in Beziehung zu Bildungsinhalten und -anforderungen, erzieherischen Werten und Normen, sowie auf die Ausprägung der Interaktionen und der Beziehungsstrukturen. Es werden von ihnen explizit als Ausprägungen genannt:

Wenn wir die genannten Kennzeichen betrachten, so können wir sie - bis auf die Außenbeziehungen - den einzelnen Quadranten wieder zuordnen.


Manche Kritiker der gegenwärtigen Schule stellen sarkastisch fest, wenn sie die Gesamtheit der erfassten Kennzeichen und im Vergleich zur schulischen Realität betrachtet, könne man gar nicht von einem Wandel der Schulkultur sprechen, weil es an vielen Schulen noch gar keine Schulkultur gäbe.

"Schule als lernende Organisation" wird zwar überall propagiert, doch zeigt eine genauere Betrachtung einzelner sehr " rühriger Schulen" , dass Aktivitäten häufig nur "mehr vom Gleichen" (Watzlawik) beinhalten. Eine tatsächliche Veränderung der Schulkultur ist jedoch ausgesprochen selten zu finden.

 Nach Watzlawik lassen sich unterschiedliche Phasen in Problemlösungsprozessen unterscheiden:

Phase 0: Es gibt überhaupt keine Schwierigkeiten. Ein neutraler Beobachter kommt dagegen durchaus zur Ansicht, dass wohl einige Schwierigkeiten vorhanden sind. Zur gleichen Strategie kann auch gehören, dass zwar das Problem erkannt, jedoch als unbedeutend eingeschätzt wird. Eine andere Variante der Phase 0 wäre auch nur einfach festzustellen, dass sich an dem Problem nichts ändern lässt.

Phase 1: "Ja, wir haben ein Problem". Durch verschiedene bewährte Maßnahmen wird das Problem zu lösen versucht.
Hat dies keinen Erfolg, werden die gleichen Maßnahmen immer wieder und in verstärktem Umfang eingesetzt. Z.B. wird der Umfang der Strafen erhöht.
Watzlawik spricht in diesem Falle "Von mehr des Gleichen" wobei sich oft das Ganze auf die Problemerhaltung / bzw. auf Ausschluss des störenden Schülers einspielt.

Phase 2: Statt der systemstabilisierenden Strategien von Phase 0 und 1 erfolgt hier etwas Neues.
Watzlawik nennt diese Strategien: "Etwas Anderes"

 In Abweichung von Watzlawik werden die Ebenen unterschiedlich benannt, damit sie in der Einheit "Lernen" mit der Bateson'schen Terminologie übereinstimmen.

 

  Watzlawik, Weakland &. Fisch: Lösungen

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Wenn Schule wirklich lernende Organisationen sein wollen, sind alle Lehr-, Lern-, Kooperations- und Kommunikationsprozesse immer neu zu erstellende Rahmungen.

 

Alle sozialen Situationen werden durch den Kontext gerahmt, d.h. Menschen zeigen bei einem Zahnarztbesuch ganz andere Verhaltensweisen als z. B. bei einer Party. Rahmungen in den Schulen werden mit Rollenerwartungen verknüpft:
"So verhält sich ein Schüler".

Viele Maßnahmen des "Heimlichen Lehrplans" dienen dazu, sichere Rahmen zur Verfügung zu stellen. Umgekehrt "sind unzuverlässige Rahmungen" häufig Ursache für Konflikte.  

Vergl. auch: Bezugsrahmen, zeitliche Rahmen,...


 Goffman, Erving (1980): Rahmen- Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. Frankfurt (Suhrkamp V.).

Komik

Quelle: Schule und Beratung 5/95 S.72

Die für sie vorgegebenen Rahmen - falls sie sie überhaupt erkennen können - geben ihnen Sicherheit und schränken sie aber auch in ihrem Handlungsspielraum ein.
Um dies an Beispielen holzschnittartig zu erläutern:

Gilt an der Schule der Grundsatz: Eine Lehrkraft ist Experte, so kann dies als Folge haben, dass den Schülern weniger Selbstlernmöglichkeiten angeboten werden.
Motto: "Belehren vor Lernen".

Ist es üblich, dass die Türen während des Unterrichts verschlossen bzw. nach Unterrichtsende die Schule sofort verlassen sind, ist der "Einzelkämpfer" in seinem Element, doch sind damit die Möglichkeiten der Kooperation und des Austausches auch eingeschränkt.
Motto: "Ich und meine Klasse!"


Wenn es an einer Schule klare Strukturen zum Umgang mit lernschwachen oder verhaltensauffälligen Schülern gibt, sind Umschulungsvorgänge relativ schnell zu bewerkstelligen, doch sind Förderungskonzepte weniger schnell entwickelt.
Motto: "Dafür bin ich nicht ausgebildet!" "Lass es den Spezialisten machen!"

Ermutigt die Schulleitung Initiative, so werden die Kreativen angesprochen. Wenn sie jedoch dann bei der Ausführung Bedenken formaler Art äußert, unterbleiben dann bald trotz der "scheinbaren Offenheit" jegliche Aktivitäten.
Motto: "Macht mal, aber ich entscheide!"
...

Wie diese wenigen Beispiele verdeutlicht haben, erzeugen und erhalten alle an der Schule beteiligten Menschen - selbst der Hausmeister kann an manchen Schulen in die Sitzordnung während des Unterrichtes eingreifen ("So dürfen die Tische nicht gestellt werden! Das erschwert das Putzen!") - eine bestimmte Lernkultur.

Es lässt sich festhalten, dass jedem Wechsel der vorhandenen Lernkultur Widerstand von allen Seiten entegegengebracht wird.

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3. Drei Thesen zum Wandel der Lernkultur nach Arnold &. Schüßler

  1. Lernresultate werden nicht nur durch das "Was?" (Bildungsplan) sondern auch durch das "Wie?" geprägt. Die Gestaltung der Lernumgebung und die lernförderliche Inszenierung des Unterrichtes gewinnen an Bedeutung.
  2. Das Lehr-Lern- Geschehen wird in erheblichem Umfang durch den "heimlichen Lehrplan" geprägt. Ein Erwerb von personalen und sozialen Kompetenzen setzt deshalb voraus, dass Kommunikationen und Interaktionen innerhalb des Unterrichts relativ bewusst gesteuert sind.
  3. Die Illusion, dass nur durch geschickte Motivationsstrategien alle Schüler lernen, verlagert die Verantwortung für das Lernen zu stark auf die Aktivitäten des Lehrers (Instruktionstheorie). Die subjektive Verantwortung des Schülers für sein Lernen (Aneignungstheorien; Ergebnisse der Hirnforschung) treten dagegen in den Hintergrund.

 

Literatur

Arnold; Rolf &. Schüßler; Ingeborg (1998): Wandel der Lernkulturen - Ideen und Bausteine für ein lebendiges Lernen. WBG Darmstadt

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