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Unterrichten

3. Lernen

Grundlagen

- Beobachtungen -

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Arbeitsauftrag:

1. Beobachten Sie Ihre Schüler genau und notieren Sie sich die Bemerkungen die in der Klasse zum Lernen gemacht werden: "Lernen ist ....."

2. Reden Sie mit einem Schüler der Klasse, der Schwierigkeiten in der Schule besitzt. Was denkt der Schüler vom Lernen! "Lernen ist ....; Ich kann ....... Ich kann nicht: .....!

3. Was vermitteln Sie selbst im Unterricht über das Lernen?

Welche Redewendungen gebrauchen Sie selbst bzw. Ihre Kollegen?


JuMu 09.06.08

Ich habe einige Schüler und Schülerinnen, die ich in Sport unterrichte, über das Lernen befragt. Einige Antworten waren:
LERNEN

--> Glauben Sie selbst immer daran?

CaPa 09.06.08

"Üben macht den Meister"
"Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen"
"Üben, üben, üben"
"Lernen ist wichtig"

Bemerkungen in der HS:
"Du musst lernen um was zu werden"
"Üben macht den Meister"
"Lernen und Schule ist doof"

--> Welche Chancen liegen in den Glaubenssystemen?

NiRa 09.06.08

Ich persönlich versuche den Kindern im Unterricht zu vermitteln, dass sie für ihr Lernen selbstverantwortlich sind und Lernen ein lebenslanger Prozess ist. Meine eigene Einstellung zum Lernen ist eher durch einen langen Schulbesuch + Studium geprägt. Lernen kann anstrengend sein, aber auch "Spaß" machen, d.h. es macht Freude etwas Neues zu Erlernen, aber es ist anstrengend, dass die Leistungen (das Erlernte) ständig abgefragt wird.

Anstelle von Schülern, habe ich in meinem Bekanntenkreis herumgefragt. Folgendes kam dabei heraus:

Lernen ist wichtig fürs Leben, (dies kam von einer Person, die in ihrer Schulzeit eher wenig begeistert vom Lernen war!) Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, zum Lernen ist niemand zu alt.

Könnten Sie Ihre Bekannten fragen, wie sie zu diesen Einsichten kamen. Hat es Erfahrungen gegeben, die daran beteiligt waren?

Saz83 08.06.83

Klasse 4:

"Wer viel lernt, darf auf das Gymnasium und bekommt später einen guten Beruf" (Äußerung eines Schülers mit Gymnasialempfehlung)

"Wenn man nicht lernt, bekommt man keinen Beruf und muss auf der Straße arbeiten" (Äußerung einer Schülerin mit Hauptschulempfehlung)

Klasse 6:

"Man muss lernen, um einen guten Beruf zu bekommen"

"Wenn ich viel lerne, darf ich auf die Werkrealschule"

"Lernen ist doof"

--> Welche Folgen hat so ein Glaubenssystem auf das unterrichtliche Handeln?

JoWa 08.06.08

GS; Klasse 2:
- "...bei dir schöööön!" (Mädchen, überwiegend leistungsstark)
- "...manchmal doof"; Frage: "Wann?" Antwort: Schulterzucken, länger
  nichts, dann: "Wenn's keinen Spaß macht!" (Junge)
- "Ich lern' das, was mein Bruder in der 3. Klasse grade lernt!";
  Frage: "Macht dir das Spaß?", Antwort: "Ja, dann weiß ich schon
  alles, was du uns erzählst!" (Junge, überwiegend leistungsstark)

HS; Klasse 7:
- "Ich lerne nie!"; Frage: "Ehrlich nicht? Aber dann bekommst du doch nie mal ne super Note!", Antwort: "In der letzten Arbeit hatte ich ne
  2." (Junge, leistungsstark, miserable Heftführung)
- "Is halt schon wichtig." (Schülerin tastet meine Gesichtszüge fragend   ab.) Frage: "Sagst du das jetzt, weil du denkst, dass ich das hören will?" Antwort ein Lächeln. "Wie lernst du denn?" "Ja, meistens gar nicht." "Warum?" "Weil ich keine Lust habe." "Weil du vielleicht nicht weißt, wie du lernen sollst?" "Ja, und es macht auch keinen
  Spaß."
2. Reden Sie mit einem Schüler der Klasse, der Schwierigkeiten in der Schule besitzt. Was denkt der Schüler vom Lernen! "Lernen ist ....; Ich kann ....... Ich kann nicht: .....!
GS, Klasse 2:
- "...mag ich nicht!" "Wer lernt denn mit dir?" "Meine Mama, aber der sag ich auch immer, dass ich nich mag!" (Elterngespräch mit Mutter, die verzweifelt ist, weil Hausaufgaben bis zu 2 Stunden dauern und viele Tränen auf beiden Seiten kosten. Info: Wir achten darauf, dass die Hausaufgaben sehr gering ausfallen, die Klassenlehrerin gibt eigentlich nur Hausaufgaben auf, weil die Eltern sich Hausaufgaben wünschen.
  Der Schüler konnte aber nicht verbalisieren, was genau ihm Schwierigkeiten oder ein schlechtes Gefühl macht. Auf die Frage, wie
  Lernen Spaß machen würde, kam lange nichts. Dann "Keine Hausaufgaben!" "Also nur in der Schule lernen? Nichts mehr zuhause
  üben?" Ein Nicken. "Und wenn du mit Papa die Hausaufgaben machst?" Ein Kopfschütteln. Dann habe ich das Gespräch beendet, denn er fühlte sich sichtlich unwohl.

HS, Klasse 7:
- "Lernen is scheiße, Mann!" Ein Lächeln, rote Wangen. "Warum?" Wirft einen Arm in die Luft, dieser landet mit einem Knall auf seinem Schenkel. Ich lächle und frage: "Weil man nicht so Recht weiß, wie man eigentlich lernen soll und was?" "Haja! Bringt doch eh nichts!"
  "Wieso? Wie meinst du das?" "Krieg' doch eh immer dieselben kack Noten!" Ich weise in leiser und freundlich darauf hin, dass er "kack" und "scheiß" weglassen sollte.
  Dann war das Gespräch für ihn unangenehm. Mein Fehler! Dieses Thema scheint für den Schüler mit heftigen Emotionen besetzt zu sein.
  Dadurch, dass ich diese unterdrückte, verbot, habe ich eine ehrliche Basis für ihn unmöglich gemacht. Er schien meine Fragen nicht mehr als ehrlich gemeint und eher als Provokation/Kritik zu empfinden.
  Bevor ich Gefahr lief, dieses Gefühl bei ihm zu verstärken, sagte ich ehrlich: "Ich wollte dich jetzt nicht unterbrechen. Ich wollte dich
  das fragen, damit ich weiß, wie ich euch helfen kann." Das half auch nichts mehr. Ich brach das Gespräch ab und bedankte mich freundlich für seine ehrlichen Antworten. 

3. Was vermitteln Sie selbst im Unterricht über das Lernen?
GS
Im Deutschunterricht ist es momentan noch nicht so schwer, den Schülern altersgerecht deutlich zu machen, wofür sie das brauchen, was wir gemeinsam lernen. Mir ist es immer sehr wichtig, den Schülern ein Ziel zu setzen. Beispielsweise habe ich mit den Schülern ein gemeinsames Geschichtenbuch angefangen. Ein Kuscheltier kreist momentan in der Klasse, jeder hat es einen Tag lang, und schreibt eine Erlebnisgeschichte. Diese wird korrigiert und vom Schüler ohne Rechtschreibfehler noch einmal geschrieben. Dann wird sie vervielfältigt und jeder Schüler bekommt am Ende ein komplettes Buch über Willis Abenteuer in der Klasse 2.
Es fällt mir relativ leicht, den Schüler deutlich zu machen, dass schriftliche Sprache immer an einen Rezipienten gerichtet ist. Somit sind Orthographie und Grammatik zielgerichtet zu üben. (Allerdings muss erwähnt werden, dass die Klasse unheimlich lesestark und verrückt nach Büchern ist. Sie stellen selbständig Bücher vor, auf eigenen Wunsch, und veranstalten oft einen bazarartigen Tauschhandel innerhalb der Klasse. Daher kam ich auf die Idee, mit ihnen ein gemeinsames Buch selbst zu schreiben.) Das motiviert die Schüler mehr, als ich anfänglich erwartet habe. Ich vermutete, dass die Schüler einfach nur den Willi haben wollen. Aber selbst leistungsschwache Schüler melden sich freiwillig, um sich an den Wortarten die Zähne auszubeißen. Das erstaunt mich und freut mich sehr!

HS
Schon vor den Ferien habe ich die Schüler der Hauptschule darauf hingewiesen, dass ich mich bemühen will, alles so aufzubereiten, dass sie aus ihren Heften besser lernen können.
Der Fachlehrer hat oft grün unterlegte Abschnitte im Buch in die Hefte abschreiben lassen. Allerdings ist es mir als Schüler früher selbst sehr schwer gefallen, zu entscheiden, was denn nun wichtig ist und was nicht. Aus Fließtexten konnte ich einfach nicht lernen.
Ich hatte bisher nicht viel Gelegenheit, in der Hauptschule zu unterrichten. Ein Grund ist auch, dass der MNT-Unterricht dienstags und mittwochs stattfindet und somit bin ich die hälfte der Fachstunden nicht anwesend.
Einmal nutzte ich die Gelegenheit, den Schüler die Wahl zu lassen, ob sie besser aus einer Tabelle oder einem Text lernen können. Ich wollte meinen Tafelanschrieb flexibel darauf abstimmen. Es folgte keine Resonanz. Die Schüler der Hauptschule lernen nach eigenen Aussagen nicht zuhause. Sie sehen keine Notwendigkeit. Gute Noten sind kein Anreiz.
Der LB in Deutsch sagt immer wieder, dass Hauptschüler hauptsächlich für den Lehrer lernen.
Ich merke schon jetzt, dass der Teil der Klasse, den ich im WAG-Unterricht zusätzlich 2 Stunden hospitiere einfach besser mitarbeitet, als der andere Teil. Diese Schüler sehen mich dreimal so oft, erfahren mich in anderen Situationen, erzählen mir auch von ihren Erlebnissen und Interessen. Sie suchen Kontakt während dem Technikunterricht und auch während dem MNT-Unterricht. Ich denke, das liegt unter anderem auch daran, dass sie auch eine ganz andere Frau X erleben dürfen, die eben selbst über Excel mit ihnen brütet und auch mal ihre Schüler fragen muss, wo man was findet. Ich denke, deshalb gestehen sie mir auch leichter zu, ihnen etwas in MNT beizubringen, weil sie erfahren dürfen, dass ich auch etwas nicht weiß und mich dessen nicht schäme, sondern mich mit ihnen durchbeiße.
Das ist eine schöne Art, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, ist aber auch sehr sehr anstrengend, weil die Distanz zu den Schülern gewahrt bleiben muss. Sie machen es mit allerdings auch leicht. Sie suchen nicht das Kumpelhafte in mir. Das erleichtert diese Art der Arbeit. Wäre es anders, müsste ich mein Verhalten stark ändern. Dann würde ich mich nicht neben sie an den Computer setzen und mit ihnen gemeinsam lernen.
Anfänglich habe ich nicht durchschimmern lassen, dass ich selbst keine Ahnung von Excel hatte. Das ging solange gut, bis eine Schülerin mich etwas fragte, dass ich nicht beantworten konnte. Als der Vorhang gefallen war, stand ich zu meinen Unkenntnissen, zeigte ihnen aber, was ich mit ihnen schon gelernt hatte. Das schien sie zu beeindrucken. Ich denke, das war eine glückliche Verkettung von positiven Zufällen. Es hätte genauso gut auch anders laufen können. Dieser Gefahr war ich mir bewusst. Denn aus der Sorge, an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft im MNT-Unterricht verlieren zu können, wollte ich ihnen ja nicht zeigen, dass ich auch etwas nicht weiß. Ich habe für sie aber allem Anschein nach an Authentizität gewonnen, da ich erfolgreich mit ihnen gemeinsam lerne.

Sehr genaue Beobachtungen. Bei Interpretationen und Reaktionen ist es natürlich immer ein Balanceakt, achte ich auf bestimmte Regeln und fordere damit etwas ein --> dann gilt es auch etwas abzuwarten, ob der Schüler nach einer bestimmten Zeit wieder etwas sagt. Sie dürfen durchaus persistent sein.

Csu 05.06.08

8.Klasse: Lernen für das Leben ist wichtig. Die Dinge, die wir in der Schule lernen sind aber unnütz. Also muss man das auch nicht lernen!

1.Klasse: Lernen macht Spaß! / Üben, üben, üben ... dann klappt es auch / Wenn man nach Hause kommt kommt erst die Arbeit und dann das Vergnügen.

Wie könnte das Glaubenssystem in der 8. Klasse beeinflusst werden?