1. Eigene Erfahrungen mit Lernen
Eine Methode zur autobiografischen Selbstreflexion, die relativ großen Schutz in einer Öffentlichkeit gewährt, ist die Methode, typische Sprichwörter/ Floskeln zu notieren. Die meisten davon sind allen bekannt und wie sich in der Diskussion dann aber zeigte, können damit doch auch Unterschiede in der Einstellung/ den Erfahrungen verdeutlicht werden.
Die Vielfältigkeit des Lernens - die Unterschiede zwischen den verschiedenen Personen - wird in einem geschützten Rahmen sichtbar. Schauen wir einmal ganz kurz die diskutierten Erfahrungen/ Äußerungen an:
Lernen ist altersab-hängig | Lernen ist anstrengend | Lernen ist Vergnügen | Glaubens-systeme | natürliches Lernen | Wissenschaftliche Theorien/ Methoden |
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Was Hänschen nicht lernt ... | Ohne Fleiß kein Preis | Im Spiel lernen | Mädchen können keine Mathe | kleine Kinder lernen die Sprache | Lernen am Erfolg |
Der frühe Vogel fängt den Wurm | Vor dem Erfolg haben die Götter.. | Gar nicht merken, dass man lernt | Ich bin dafür nicht begabt | Laufen lernen | Lernspirale |
Alte Hunde lernen keine neuen Tricks | E./ Kunst ... liegt mir | Motivation |
In der zweiten Übung wurden ihre persönlichen Arbeitsbedingungen beim Lernen thematisiert. Obwohl sie alle als erfolgreiche Lerner diese Übung machten, waren in den verschiedenen Gruppen doch erhebliche Unterschiede festzustellen. Einige sind hier beispielhaft aufgeführt:
Ruhe | Zeit | Arbeitsplatz | Ordnung | Sinn/ Bedeutung |
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äußere Stille | Zeitdruck | Schreibtisch | sauber aufgeräumt | klare Zielvorstellung |
innere Ruhe | viel Zeit | Sofa | "chaotische Berge" | "Prüfung" hinter sich bringen |
leise Musik | Bett | |||
leise Geräusche |
Soziales Lernen | Selbstbelohnung | ??? | ??? |
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alleine lernen | Schokolade | ||
alleine lernen - Ergebnisse diskutieren | Essen/ Getränke | ||
gemeinsam lernen |
Es ist jetzt im Übertrag auf die Schüler zu überlegen, ob die Voraussetzungen, die Sie für sich beanspruchen, so auch auf die Schüler zutrifft.
Zum Überlegen:
Wenn Sie mehr über sich und ihre Alltagstheorien erfahren wollen, empfehle ich Ihnen die Fragen/ Aufgabenstellungen für sich noch einmal durchzugehen und die Ergebnisse im Lerntagebuch aufzuschreiben. Begründung:Für die Herausbildung von Professionalität ist es wichtig, dass sie sich Ihrer "eigenen Theorien" bewusst werden. Sie erhöhen dadurch Ihre Sensibilität für sich und für die unbewussten Alltagstheorien Ihrer Schüler : " Wie gehen Sie mit einem Schüler um bzw. mit dessen Eltern um, der/ die mein(en)t, Lernen ist schmerzhaft bzw. nur spielerisch?" |
2. Fallarbeit
Die eigenen Erfahrungen wurden anschließend mit einer Fallgeschichte aus dem schulischen Alltag beschrieben.
Exkurs Die Amerikaner S. &. C. Clark beschreiben in ihrem Elternratgeber: "Hassle-Free Homework" (1989) drei grundlegende Funktionen des Gehirns: Handeln als Routine (aber auch im Sinne des Stressverhaltens - Angriff und Flucht), des emotionalen Gehirnanteils (Hypothalamus) und des wirklichen klaren Denkens (Frontalhirn). Das "handelnde Hirn" - hier wird der Begriff im Sinne einer Metapher gebraucht - benötigt Sicherheit. Die Person weiß sozusagen, wie der Hase läuft. Überraschungen sind ausgeschlossen. Zum weiteren Lernen sind zuerst die Bedürfnisse dieses Hirnteils zu befriedigen. Rituale und Regeln, aber auch classroom-skills von M. Grinder stellen z.B. Hilfen dafür zur Verfügung. Mavhmal findet man noch die Gleichsetzung dieser Hirnteile mit den alten Gehirnteilen und dem Hirnstamm, dem sogenannten "Reptilienhirn". Das "emotionale Hirn" wiederum
verknüpft alle höheren Funktionen mit einer emotionalen Bewertung.
Lust- und Unlustreaktionen sind damit verknüpft ("Schokolade
oder Zeitdruck!"). Beziehungsdidaktik, der pädagogische Bezug
zu den Schülern, spielerisches, entdeckendes Lernen,... sind Termini,
die an diese Hirnfunktion anknüpfen. Erst wenn die "Bedürfnisse" der beiden anderen Hirnteile erfüllt sind, leistet das Frontalhirn - das denkende Hirn - wirklich gute Arbeit. In der Seminarrunde nannten Sie diesen Zustand "Innere Ruhe". (c) Grafiken alle von MS-Clips |
Die Bearbeitung der Fallgeschichte erfolgte nach dem Schema:
Sie erhalten einen Schüler in der 5. Klasse und merken nach wenigen Tagen, der Schüler ist nicht ganz einfach.
a. Sie besorgen sich im Anschluss Informationen. Unmittelbar zur Verfügung stehen:
- die Zeugnisse und
- die Karteikarten.
b. Zusätzlich beschaffen sie sich weitere Informationen:
- Sie beobachten gezielt das Verhalten des Schülers
- führen Gespräche mit ihm
- führen Gespräche mit den Eltern/ Verwandten
- ziehen den/die Beratungslehrer/in mit ein und klären ab, ob Überforderungen/ Unterforderungen die Ursache sein könnte.
c. Sie gehen auf Schatzsuche um
d. pädagogische Anschlusshandlungen zu ermöglichen.
a. Informationen Schulbericht Klasse 1: Zeugnisse
Verhaltensbeschreibungen 1. Schuljahr: X hatte nicht immer ein ungestörtes verhältnis
zu seinen Mitschülern. er war kaum imstande, mit anderen zusammen
zu arbeiten. Sein Verhalten gegenüber den Lehrern war höflich.
Schuleigentum behandelt er wenig pfleglich... Vereinbarte Regeln konnte
er meist einhalten. 2. Schuljahr: X hat sich gut in die Klassengemeinschaft eingefunden. Er war gern bereit, mit anderen zusammen zu arbeiten. Manchmal betonte er seine körperliche Überlegenheit über andere ... 3. Schuljahr: X's Verhältnis zu seinen Klassenkameraden war
oft nicht störungsfrei. Immer wieder plagte er grundlos seine
Mitschüler ... Erwachsenen gegenüber verhielt er sich freundlich
und gesprächsbereit ... X's Arbeitsverhalten war sehr stark Stimmungen
unterworfen. Am Unterrichtsgeschehen beteiligte er sich mit sehr wechselndem
Interesse. Schriftlichen Arbeiten mangelte es häufig an der nötigen
Sorgfalt. Es kam oft vor, dass er seine Hausaufgaben vergaß. Karteikarte: Ergebnisse des Schulleistungsttests (PSB) zu Beginn Klasse 5: b. Beobachtungen im Unterricht:
Gespräche X meint:
Die Eltern betonen ihrerseits "X ist nichtsnutzig und schlecht".
Sie erwarten, dass er in der Schule versagt. Eine Strafarbeit, die als Gesprächsanlass verwendet wurde: c. SchatzsucheSie finden bei X:
d. Pädagogisches AnschlusshandelnVorbemerkung: In die Klasse 5 wurden nach Aktenlage 16 Schüler mit schlechter Schulprognose eingeschult. Durch diese geringe Klassenstärke sollte eine bessere Differenzierung erfolgen und die anderen Klassen entlastet werden. In Wirklichkeit füllte sich die Klasse bis Ende 7 auf 30 Schüler. Pädagogisches Konzept u.a.:
e. Vermutliche AuswirkungenDie sich bildende Klassengemeinschaft trug X mit und entwickelte ein Verständnis für seine besondere Lage. Zeugnisse von X
|
In der 2. Schuljahreshälfte entschloss sich X mit der Hilfe des Jugendamtes seine Familie zu verlassen. In der neuen Schule war er anfänglich unauffälig, später gab es jedoch Schwierigkeiten. Heute arbeitet er in einem Lehrberuf.
nach oben3. Zum Nachforschen
In Deutschland scheint der Anteil der Schulverweigerer und Schulschwänzer nach Presseberichten immer mehr zu steigen. Auf dem Gutshof "Rössle" in Breitnau werden auf einem Bauernhof "Schulaussteiger" von Lehrern und Sozialarbeitern ca. im Verhältnis 1:4 betreut. Bevor diese Schüler am eigentlichen Unterricht Teil nehmen, benötigen sie etwa ein Viertel Jahr um sich überhaupt an das frühe Aufstehen zu gewöhnen. Orginalton:" Hier stehe ich um 6 Uhr auf, zu Hause schlief ich bis 13.00 Uhr und machte Party bis 2.00".
Die Arbeit mit den Tieren - Melken und Misten - schafft neben dem wieder geregelten Tagesrhythmus auch wieder einen emotionalen Bezug und damit auch Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.
Wer von Ihnen erkundigt sich genauer?
Was Sie vielleicht sonst noch interessieren Könnte: www.freiburg-schwarzwald.de/jugend.htm
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