Inhalt:
- Motivation in Gruppen
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1. Motivation in Gruppen - die Gemeinsinn- Werkstatt
Bisher richteten wir immer unsere Aufmerksamkeit auf die Motivation einzelner Personen, wenn wir dagegen Gruppen betrachten, sind die Ansätze zu erweitern.Als Beispiel für die Nutzung von Motivationsprozessen in Gruppen werden in diesem Abschnitt die Gemeinsinn - Werkstätten vorgestellt.
Gemeinsinn-Werkstätten (gefördert von der Bertelsmannstiftung) sind "Bürgerinitiativen/ Stadtteilinitiativen, ...," die im schulischen Rahmen durchaus Vorbild für Projektarbeit sein können.
Wenn Menschen sich in Gruppen treffen um ein Ziel zu verfolgen, dann ist ihre Motivation zur Erreichung einer Zielsetzung meist intrinsisch. Nach Fänderl (a.a.O. S. 37) haben sie:
- ein klares Ziel vor Augen,
- sind sie bereit, sich für das Ziel einzusetzen und
- dafür auch etwas zu tun, (es sich was kosten zu lassen).
Zum Überlegen:
1. Was können Sie tun, damit in Ihrer Klasse diese "Motivationsfaktoren" entstehen?
2. Was unterscheidet schulisches (institutionalisiertes) Lernen von Lernen in einer Bürgerinitiative?
In einer Gruppe treffen die Wünsche, Absichten, Vorstellungen,... des Einzelnen auf die Wünsche, ... der anderen.
Auch die innere Motivation wird von äußeren Umständen beeinflusst. Ein intrinsisch motivierter Freiwilliger, der sich an einer gemeinsamen Aktion beteiligt, wird schnell feststellen, dass nicht alles seinen Vorstellungen gemäß abläuft. Was er will, wollen andere nicht. Was er nicht möchte, möchten aber andere. Auch das Können ist unterschiedlich. Damit es zu einem gelingenden Gruppenprozess kommen kann, ist es im ersten Schritt entscheidend, dass jeder einzelne für sich zuerst herausfindet:
- Was will ich ( Was ist mein (auf die Zukunft gerichtetes) Ziel?
- Was möchte ich jetzt (Gegenwart)?
- Was kann ich? ( In der Vergangenheit habe ich .... gelernt!)
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass Menschen mit ähnlichen Zielen ( Wir wollen ....), am leichtesten in einer Gruppe zusammenarbeiten. Für den weiteren Gruppenprozess ist es jedoch wichtig, dass sie über das Mögen, d.h. ihre Bedürfnisse sich austauschen und einen Konsens bilden. Die unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Einzelnen können dann von der Gruppe benutzt werden.
Vorschlag! Experimentieren Sie mit dem Prozess vom "Ich zum Wir" Phase 1: Jede(r) Schüler/in schreibt auf:
Phase 2: Gruppenbildung
Phase 3: Herausbildung des Arbeitsauftrages.
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Extrinsische Motivation und zweckorientiertes Handeln.
Sinnorientiertes Handeln folgt dem Motto: "Der Weg ist das Ziel", sein Gegenspieler ist das zweckorientierte Handeln nach dem Prinzip: "Der Zweck heiligt die Mittel". Hier steht im Vordergrund, Aufgaben möglichst schnell anzugehen, sich nicht breit abzustimmen und die Aufgabe nach Vorgaben zu erledigen. Die Einflüsse des Müssens, Dürfens und Sollens haben hier auch eine zeitliche und gruppendynamische Dimension, doch bezieht sich die Motivationsstrategie hier eher auf die bzw. den anderen ("ihr/du").Sie bewegt sich von der Gruppe zum Einzelnen, wobei nicht selten Gruppendruck entsteht. Die Kommunikation bzw. Befehlsstruktur ist einseitig, in dem die Teilnehmer/innen dazu aufgefordert sind:
- Fakten und Sachzwängen nachzukommen ("ihr müsst, du musst"),
- Strukturen und Regeln einzuhalten ("ihr dürft, du darfst") und
- instrumentelle Ziele und Pflichten zu befolgen ("ihr sollt, du sollst").
Zweckorientiertes Handeln ist weitgehend auf ein Ziel fokussiert, dem sich jeder Einzelne unterordnen muss, um es errreichen zu können. Der Anreiz kann gleichermaßen durch Bedrohung und Sanktion als auch durch Bezahlung und Belohnung von Außen kommen. Dafür nehmen die Mitglieder der Gruppe auch Fremdbestimmung in Kauf und stellen eigene Bedürfnisse und Visionen für eine gewisse Zeit in den Hintergrund.
Wenn wir extrinsisch und intrinsisch gesteuerte Gruppen als gegenseitige Extreme auf einer Skalierung betrachten, so lassen sie sich mit den Schlagworten "wir sind ok - ihr seid nicht ok! (win-loose- Situation) bzw. "wir sind ok - ihr seid ok! ", ("win- win - Situation") charakterisieren.
Im Gemeinssinn Projekt wird die Koppelung von extrinsischen und intrinsischen Faktoren durch eine Motivationsformel gekennzeichnet: Wollen + Mögen + Können / Müssen + Dürfen + Sollen
Zur Berechnung des Quotienten werden die Mitglieder gebeten Prozentsätze für die jeweiligen Komponenten anzugeben.
Beispiel: 40% Können + 80% Mögen + 60 % Wollen / 20% Müssen + 0% Dürfen + 10% Sollen = 6
Im Verlauf eines Projektes kann sich der Quotient ändern, weil z.B. ein Gruppenmitglied Druck macht:
20% Können + 10% Mögen + 20 Wollen/ 80% Müssen + 80% Dürfen + 70 % Sollen = 0,2
Die Veränderung im Quotienten zeigt deutlich, wie sich die Motivation veränderte. Eine Unterstützung/ Beratung wurde notwendig .
Literatur
Fänderl, Wolfgang (2005): Beteiligung übers Reden hinaus - Gemeinsinn- Werkstatt : Materialien zur Entwicklung von Netzwerken. Bertelsmannstiftung Gütersloh