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3.2 Das Lernen lehren

Lernstile/ Lehrstile

-Aufgabe -

Lerrnstile

Lerrnstile

Inhalt:
  1. Aufriss
  2. Angebote für verschiedene Wahrnehmungsstile
  3. Visualisieren -
    das A & O
  4. Von der Bewegung zum Visualisieren

1. Aufriss: Vom Lehren auf allen Kanälen
zum lerntypangepassten Lehren

Schon im Studium haben sie vom "Lernen mit allen Sinnen, auf allen Kanälen, usw. " gehört. Meistens zeigt sich dies im Unterricht im Sinne eines "enrichements": d.h. dem Einsatz verschiedener Medien. Oft dient diese Art der Berücksichtigung von Sinneskanälen mehr der Motivation, der Abwechslung, ... , denn der Erweiterung des Verständnisses der Inhalte durch die Schüler. Durch ein vielfältiges Angebot, wird - so das Praxisargument - jedem etwas angeboten.

Bei Schülern mit Lernschwierigkeiten, die häufig wenig ausgeprägte oder einseitige Lernstrategien besitzen, kann es hilfreich sein, jedoch gezielter vorzugehen. Es rentiert sich durchaus, folgende Praxiselemente nach M. Grinder im eigenen Unterricht zu erproben.

 

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2. Angebote für verschiedene
Wahrnehmungsstile

Wenn wir als Lehrer im Sinne des "re-teaching- Modells" auf spezielle Schüler eingehen, rufen wir uns als Vorbereitung darauf die Trends an beobachtbarem Schülerverhalten noch einmal in Erinnerung:

kinästhetischer Schüler auditiver Schüler visueller Schüler
reagiert stark auf physische Belohnungen. darf etwas holen, tun spricht mit sich wirkt organisiert, nett, ordentlich
berührt gern andere und steht in engem Kontakt leicht ablenkbar "pflegeleichter" Schüler , wirkt ruhiger, gepflegte Erscheinung
frühe Muskelentwicklung, bewegt sich viel, ausgeprägtere körperliche Reaktionen rhythmische Bewegungen eher wenig, starrer
  kann Sachverhalte wiederholen versteht leichter, hat jedoch Schwierigkeiten, rein verbalen Instruktionen zu folgen
Learning by doing lernt durch Zuhören Lernt mit der Hilfe visueller Hilfsmittel: Diagramme, Bilder, innerer Filme, ...
kann Bewegung beim Memorieren nutzen memoriert in aufeinanderfolgenden Schritten (sequentiell) , arbeitet Vorgänge nacheinander ab memoriert mit der Hilfe von Vorstellungsbildern
  spricht gern in rhythmischer Art und Weise/ trägt vor  
Gestikuliert viel kann Töne imitieren/ liebt Musik geht "gedanklich spazieren", wenn zu viel geredet wird
starke physische Reaktionen   liest lieber selbst, statt vorgelesen zu bekommen
zeigt beim Lesen auf die Wörter bewegt die Lippen/ subvokalisiert beim Stillen Lesen

guter Buchstabierer/ Rechtschreiber

  diskutiert gern diskutiert eher weniger
    wird durch Geräusche weniger abgelenkt
häufig "Problemkind" manchmal Schwierigkeiten im Lesen und in Mathematik

"gute(r) Schüler/in" wenn es sich um linkhirniges Visualisieren (Wortbilder, ...) handelt.

Visualisiert, der/ die Schüler/in jedoch rechtshirnig (Bilder), ist der schulische Erfolg nicht gesichert. "Kids at risk"

Die in der Tabelle zusammengefasste Merkmaler werden von M. Grinder ( New Trends in Learningstyles, Manuskript) beschriebenen. Sie sind Anhaltspunkte und Erfahrungswerte, deshalb immer auch kritisch zu betrachten.
Besonders im K- Bereich kommt heute oft erschwerend dazu, dass manche dieser Schüler/innen - aber vor allem Jungs - auch hier noch sehr große Defizite besitzen. D.h., dass sie in der Entwicklung der Grob- und Feinmotorik nachhinken und oft bei einfachen Körperkoordinationsaufgaben Schwierigkeiten besitzen.

Um den Sachverhalt an verschiedenen Rechtschreibstrategien in Idealform zu verdeutlichen:

  • Der "gute" rechtschreibende K-Schüler schreibt mehrere Versionen des schwierigen Wortes hin und nimmt "nach Gefühl" die ihm zusagende Schreibweise.
    Ein "schlechter" K-Schüler hat keinerlei Kriterien. Schwingmethode (Buschmann) und rhythmische Übungen werden verwendet, um die Strategie zu erweitern.
  • Ein "gut schreibender" A-Schüler verwendet eine lautliche Analyse, in schwierigen Fällen erinnert er sich an Regeln und wendet sie an.
    Der "schlecht" schreibende A-Schüler verwendet eine phonetische Strategie, schreibt oft lautgetreu, aber im Dialekt oder fehlerhaft, weil seine phonetische Diskriminierungsfähigkeit weniger ausgebildet ist. Regeln werden nur unzulänglich beherrscht.
    Übungen u.a. zur Rhythmik, zur lautliche Unterscheidungsfähigkeit, zur Erniedrigung der auditiven Wahrnehmungsschwelle, zum Regellernen erweisen sich als angebracht.
  • Der "gut" schreibende V-Schüler hat einfach das richtige Wortbild im Kopf, während beim "schlechten" Schreiber das falsche Wortbild sich einprägte.
    Wortbildtraining, Zettelkastenmethode sind u.a. häufig eingesetzte Übungsformen. Für V-Schüler ist es besonders wichtig, dass "Vorbildtexte" fehlerfrei sind.

 

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Welche Konsequenzen hat so eine Betrachtungsweise für unser Lehrerverhalten?
Nehmen wir einmal verschiedene Alltagshandlungen unter die Lupe:

a. Instruktionsphase
K A V
Zeigen, Vor- und Nachmachen lassenZum Zählen könnte u. U. die Fingermethode verbessert werden Vorlesen, Erklären, Umformulieren Arbeitsaufgabe mit OH, Tafel, ... visualisieren
b. Einführung eines Sachverhaltes (Buchstaben, Zahl, ...:
K A V
z.B. Buchstaben aus verschiedenen Materialien zur Verfügung stellen, Nachfahren lassen
--> sehr viele Übungsaufgaben sind notwendig.
Die Montessoripädagogik stellt hier vielfältige Materialien zur Verfügung.
Geschichte zum Buchstaben erzählen, Erklärungen und Erläuterungen --> viele Übungsaufgaben einige Bilder, dabei genügen wenige Erklärungen
--> relativ wenig Aufgaben genügen, falls keine motorischen Probleme vorliegen
c. Wiederholung/ Festigung
K A V
Erstellung einer "Maschine": Der Sachverhalt wird als Bewegungsablauf, Denkmal, ... szenisch dargestellt. Erklärung des Sachverhaltes durch Beschreibungen, manchmal auch durch Songs/ Raps/ Szenische Spiel/ Diskussionen.
Eselsbrücken sind die klassische Methode: "Im Jahre 333 gab's bei Issus Keilerei". Manchmal wir jedoch der Zusammenhang von der Eselsbrücke zum Sachverhalt nicht mehr gewußt.
"Wer nämlich mit h schreibt ist ..." "Wie wird's nun geschrieben?"

Anfertigung einiger Diagramme, Bilder, Mindmapping, ...

Als klassische Methode wird häufig die Methode des genus loci verwendet: Zur Vorstellung eines täglichen Ablaufes- Aufstehen - werden pro Ort Merkmale des Lerngegenstandes assoziiert.

Im Allgemeinen hat sich als "Grundrezept" bewährt, dass die Lehrkraft mit den Fähigkeiten/ Fertigkeiten des Schülers anfänglich arbeitet, die gut ausgeprägt sind. Später können dann vorsichtig die Grenzen erweitert werden.

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3. Visualisieren - das A & O

Prämisse:

Das Visualisieren hat sich für den Erwerb des kognitiven schulischen Wissens als erfolgreich erwiesen.Sie sollten in der Lage sein, Schülern beim Erwerb dieser Fähigkeiten zu unterstützen.

Folgendes aufeinander abgestimmtes Angebot hilft Ihnen bei der Umsetzung:

Erster Schritt: Schulung der rechtshirnigen Visualisierungsfähigkeiten

  1. Lege auf dem OH-Projektor ein einfaches Muster. Die Schüler legen es auf ihren Tischen nach.
  2. Die Übung verläuft wie die vorige. Bevor die Schüler das Muster nachlegen, sollen sie sich das Muster im Kopf vorstellen.
  3. Lehrertätigkeit wie bei 1, doch haben jetzt die Schüler keine realen Gegenstände mehr. Sie zeichnen das Muster aus dem Kopf nach.
  4. Die Schüler werden aufgefordert sich einen vertrauten Raum ( Wohnzimmer, Kinderzimmer, ...) vorzustellen. Sie erklären dem Nachbarn, nach dem sie den Raum visualisiert haben, wo sich die verschiedenen Einrichtungsgegenstände befinden.
    Dabei können anfänglich die Hände noch zum "Zeigen, Deuten" benutzt werden. Später werden Zeichnungen angefertigt.
  5. Schüler beschreiben einen Gegenstand (Frucht, Tier) mit allen Einzelheiten "aus dem Kopf". Mitschüler stellen Fragen, um noch mehr Einzelheiten zu erfahren.
  6. ...

Zweiter Schritt: Schulung der linkshirnigen Visualisierungsfähigkeiten

1. Halte ein Papier mit einem einfachen Wort z.B.

V a t e r

in die Höhe. Bitte die Kinder, sich das Wort vorzustellen. Wenn alle damit fertig sind, zeichne den der Anzhl der Buchstaben entsprechende Striche an die Tafel und bitte die Schüler z.B. den dritten Buchstaben zu nennen:

   
t
   
-
-
-
-
-

2. Wenn die Geschicklichkeit steigt, werden die Worte verlängert, später können die Striche als Hilfsmittel entfallen.

3. Die einzelnen Buchstaben innerhalb eines Wortes erhalten verschiedene Farben. Können die Schüler z.B. die Frage beantworten, welche Farbe hat der 5. Buchstabe hat, dann liegt vermutlich eine Visualisierungsstrategie vor.

E
r
f
o
l
g

4. Lasse kurz gezeigte Wörter rückwärts buchstabieren: auch dafür ist eine Visualisierungsstrategie notwendig.

5. Vergrößere den Wortumfang und zerlege zuerst die Wörter in Teile:

Erd kreis --> Erdkreis

Beherrschen die Schüler die Teilelemente, verringere die Anzahl der Teile, damit die Aufmerksamkeitsspanne größer wird.

6. ....

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4. Von der Bewegung zum Visualisieren

BrainGymThree in One (TiO-Concepts) - eine Richtung der Kinesiologie - wählt zum Aufbau von Visualisierungsfähigkeiten u.a. folgendes Vorgehen:

  1. Der zu erlernende Buchstaben ( "Stress erzeugende Buchstabe") wird mehrere Male als Ganzkörperbewegung in die Luft gezeichnet.
    Die Bewegung wird ausgeführt, in dem beide ausgestreckte Arme gemeinsam die Gestalt umreißen. Die Augen verfolgen dabei die sich berührenden Hände.
  2. Verläuft die Bewegung glatt, wird der Buchstabe mehrere Male in die linke und in die rechte Handfläche ( Aktivierung der rechten bzw. der linken Hirnhälfte) gezeichnet. Dabei kann der Buchstabe bezeichnet werden.
  3. Erfolgen die Bewegungen mühelos wird der Buchstabe visualisiert (dabei kann Stirn und Hinterkopf gleichzeitig gehalten werden).
  4. Ausführung des Schreibaktes.

 

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5. Hier könnte Ihr Beitrag stehen

Literaturhinweis:

Endres, W. ():"Nie wieder pauken"
Endres, W. ():
"So macht Lernen Spaß"
Endres, W. ():
"So ist Lernen klasse"
Grinder, M. (2003): "NLP für Lehrer", VAK
Keller, G. (2005): "Lerntechniken von A bis Z", Huber Bern
Keller, G. (1999): "Lernmethodik.Training. Ein Übungsmanual für Klasse 5 - 10 ", Hogrefe


(Immer noch) lesenswert mit vielen Beispielen:

Birkenbilhl, V. (2005): "Stroh im Kopf?", Mvg
Birkenbilhl, V. (2001): "Das neue Stroh im Kopf?"

Wer sich für Sonderschulpädagogik interessiert, findet Anhaltspunkte und Übungen unter dem Stichwort: "Holistische Sensorische Integration":
Brüggenbors, G.(): "Die Holistische Sensorische Integration (HSI)", VmL

Wer sich für Hintergründes des NLP's und Übungen interessiert : --> pdf: "Maturanas Konzept"

 

pdf der Seite "Lernstile unterrichten"

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