Inhalt:
- Motivationsförderung
- ..
1. Einführung
Um Motivation untersuchen zu können, werden Handlungen in bestimmten
Situationen analysiert.
Dabei zeigt sich immer, das Motive eben nicht nur überdauernde Persönlichkeitsmerkmale
sind, sondern auch situationsabhängig sein
können.
Beispiel 1: Menschen interessieren sich halt manchmal für bestimmte Dinge, ein anderes mal nicht. Zudem kann während der Handlung plötzlich die "Motivation" aufhören und etwas anderes begonnen werden. Dies erleben wir doch auch im Schulalltag häufig. Die Erklärung, dass sozusagen verschiedene Motive - "wie Engelchen und Teufel" - miteinander konkurrieren: Petra ist hoch motiviert ihre Hausaufgaben zu erledigen, doch das Motiv mit ihrer Freundin zu sprechen größer."
Albert Ziegler zeigt in seinem Vortrag auf, wie verschiedene Phasen der Motivation aus dem Blickwinkel der Handlungstheorie beeinflusst werden könnten. Dazu übertreibe ich ein bißchen und binde seine Ratschläge mit ein.
Hinweis: Schauen sie sich zum Vergleich noch einmal das Modell der Volition an. |
1. Die Abwägephase
Beispiel 2:
Nehmen wir einfach mal an Berta sitzt motiviert vor ihren Hausaufgaben, gleichzeitig würde sie aber auch gerne eine Sendung im Fernsehen anschauen.
Sind beide Alternativen gleich stark (die Reize gleich stark), der Fernseher aber gut erreichbar und die Mutter legt sowieso keinen großen Wert auf gemachte Hausaufgaben, dann wird sie eher zur Fernbedienung greifen.
Ist zudem die Hausaufgabe schwer und schätzt sie ihren Erfolg bei der Bewältigung eher gering ein, dann ist ganz klar - sie sieht fern.Handlungsempfehlung:
Aus Sicht der Pädagogischen Psychologie stellt sich als ganz einfach dar, der Handlungsanreiz zur Hausaufgabenbewältigung wird vergrößert, die Erfolgswahrscheinlichkeit des Fernsehgenusses verringert.
Empirische Untersuchungen zeigen:
dass Lehrkräfte den Lernstoff eher negativ darstellen. "Das find ich spannend, ...interessant" ist weit weniger zu hören "als "das steht halt im Lehrplan."
Lehrer, die von der Sache begeistert sind, reißen ihre Schüler mit.Lehrkräfte, die hauptsächlich auf extrinsische Reize (Noten/ Belohnungen) setzen, können das Interesse an der Sache verringern.
Häufige Wettbewerbe schaffen extrinsische Leistungsanreize.
Nach einem Lehrkraftwechsel - die vorher unterrichtenden Person arbeitete stark mit extrinsischen Anreizen - sinkt häufig die Leistung der Schüler.
Folgende Maßnahmen im Unterricht unterstützen die persönlichen Erfolgserwartungen:
Individuelle Rückmeldungen zu Leistungsfortschritten und individuelle Rückmeldungen haben sich im Gegensatz zu sozialen Bezugsnormen bewährt. Sie erhöhen die "Selbstwirksamkeitsüberzeugung" (Bandura). Soziale Bezugsnormen sind oft nicht transparent.
Förderung einer flexiblen Begabungstheorie:
Schüler haben eine Vorstellung, von dem was sie leisten können und was nicht (Selbstkonzept). Kommt dann noch die Vorstellung hinzu sie begabt (intelligent) sind bzw. nicht, hängt es davon ab, ob die Lehrkraft dieses Eigenschaft für stabil hält oder nicht. Gute Erfolge lassen sich erzielen, wenn die Begabung als "flüssig", entwickelbar betrachtet wird und dies auch den Schülern übermittelt wird.2. Die Handlungsplanung
Beispiel 3:
Berta hat gemerkt, dass die Anreize die Hausaufgabe zu machen durch +/- Konsequenzen erheblich ist und dass Mutter wirklich "Nein" zum Fernsehen meint. Sie greift also zu ihrem Arbeitsmaterial und stellt nach kurzem Durchlesen der Aufgabe fest: "Ich weiß nicht, wie ich die Hausaufgaben machen soll!"
Der Griff zur Fernbedienung rückt wieder näher."Die stärkste Lernmotivation wird ungenutzt verpuffen, wenn SchülerInnen nicht genau wissen, was sie eigentlich tun sollen." (a.a.O. S.7)
Handlungsempfehlung:
Eine klare Festlegung von Hausaufgaben nach dem Muster "Wann, Wo, Was, Wie ?" durch die Lehrkraft hat sich bewährt.
Wenn Ziele für den Unterricht bzw. für die Tätigkeiten in einer Klasse formuliert werden - die Zielsetzung wird im Rahmen der Unterrichtsentwicklung immer mehr an Bedeutung gewinnen. - dann sollten die Ziele SMART sein.
S spezifisch M messbar A anspruchsvoll,
attraktivR realistisch T zeitlich begrenzt,
terminiertEs nützt nichts, sich als Lehrkraft wunderbare Ziele für den Unterricht zu setzen, wenn nicht erkennbar ist, in welchem Umfang sie erreicht wurden. Dies gilt auch für Schüler.
3. Die Handlungsausführung:
Alle Schritte sind inzwischen klar, Berta ist hoch motiviert und plötzlich läutet das Telefon. Ihre Freundin möchte gern .... Eine neue Handlungsmöglichkeit tritt auf, das Leistungsmotiv verblasst vielleicht.
Um die Handlungsausführung zu verbessern, wurden erfolgreich erprobt:
- Das Lernen von Lerntechniken ( Das Lernen lernen, Methodentraining)
- Die Förderung der Fähigkeiten zur Selbstbeobachtung: Die meisten Schüler haben keine Ahnung wie sie lernen.
Durch gezielte kleine Fragestellungen lassen sich schon Anreize zur Selbstbeobachtung setzen -
- "Wie hast du das gemacht?
- Achte auf deinen Rechenweg. Bis wohin hast du richtig gerechnet?
- Was genau hast du noch nicht verstanden?"
Wenn sie mit Negationen arbeiten, dann verschieben sie den Fokus der Aufmerksamkeit mit "noch" auf eine Entwicklungsmöglichkeit .4. Die Handlungsbewertung
Beispiel 4:
Nach vielen Hindernissen hat Berta endlich ihre Hausaufgaben gemacht. Am nächsten Tag kommt sie in die Schule, stellt fest,:
- dass die Lehrkraft die Aufgaben gar nicht kontrolliert,
- andere ohne Hausaufgaben durchkommen,
- die Aufgaben, die in der Stunde angefertigt werden, überhaupt nichts mit der Hausaufgabe zu tun haben
- und so weiter, und so weiter...
Im Rückblick bilanziert sie: "Als ich mit den Hausaufgaben begann, hab ich mit der und der Reaktion gerechnet, die und die ist eingetreten.
Hat sich der Aufwand überhaupt rentiert?"
Handlungsempfehlung:
Wenn Hausaufgaben gegeben werden, dann sind sie auch zu kontrollieren bzw. zu beachten.
Zwei Methoden zur Veränderung der Handlungsbewertung.
Die Reattribuierung:
Da misserfolgsorientierte Schüler Erfolge auf Zufall zurückführen, arbeitet der Lehrer nach Ziegler durch Reattribuierung dagegen:
"Du hast Dich gut vorbereitet".
Im Sinne des Modellernens ( sie erzählen Geschichten, wo ihnen auch mal was nicht gelang und wie sie dann den Fehler, ... behoben...) führen sie ihre Erfolge und Misserfolge auf ihre Anstrengung zurück.Verankerung des Lernstoffes im Alltag:
Die Schüler sollen mit diesem Verfahren erkennen, dass sie mit den Inhalten im täglichen Leben konfrontiert werden.Literatur
Vortrag v. Prof. A. Ziegler, Ulm am 25.10.2003 Skript
Perleth, C./Ziegler,A. (1999): "Pädagogische Psychologie" Huber