Inhalt :
Leistungen erkennen und erfassen
1. "Neue" Formen der Leistungsbeurteilung im Unterricht
des Fächerverbundes
Materie Natur Technik
1. Problemaufriss
Ausgehend von den Fragestellungen:
Was sollen Schülerinnen und Schüler wissen und können, was sollten sie verstanden haben , damit sie naturwissenschaftliche und technische Entwicklungen wahrnehmen, beurteilen und vielleicht auch beeinflussen können. ...
Über welches Wissen und Kompetenzen muss man verfügen, damit man über die gesamte Lebensspanne an die dynamische Entwicklung Anschluss halten, also lebenslang weiter lernen kann?
ergeben sich Anforderungen an die Art und Weise der Leistungsmessung.
1.1. Vermittlungsansprüche
Eine naturwissenschaftliche - technische Grundbildung ist wichtiger Teil der Allgemeinbildung, wenn sie folgende Bedingungen erfüllt:
- sie befähigt Schülerinnen und Schüler, sich in einer vom Menschen geschaffenen Umwelt zurecht zu finden.
- sie fördert die Berufsfähigkeit, da ( insbesondere technische) Berufe naturwissenschaftliches Wissen und Kompetenzen voraussetzen.
- sie ermöglicht einen Zugriff auf das kulturelle Erbe.
Von Bybee wurde nach dem Konzept der Scientific Literacy die
Stufen unterschieden:
- Fakten, Termini und Formeln sind bekannt; das Verstehen einer bestimmten
Situation ist auf das Niveau naiver Schülertheorien beschränkt.
- Das naturwissenschaftliche Vokabular kann verwendet werden.
Die Verwendung beschränkt sich aber nur auf bestimmte Aktivitäten oder bestimmte Zwecke.
- Die Begriffe und Prozesse werden verstanden und können auf unbekannte
Sachverhalte angewendet werden.
- Sie verstehen die Vorgehensweise der Naturwissenschaften,
haben einen Einblick in die Geschichte der Naturwissenschaften und erkennen die Bedeutung der Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Raum.
1.2. Definition verschiedener Leistungsniveaus
Zur Umsetzung der Stufen einer naturwissenschaftlichen/ technischen Grundbildung bietet sich das Schema an:
A.) Wissen | von Fakten, Konventionen und Benennungen |
B.) Wissen | von Begriffen und Prinzipien |
C.) Verstehen | von Zusammenhängen zwischen Begriffen und Prinzipien |
D.) Verstehen | von Zusammenhängen im gesellschaftlichen Raum |
E.) Anwenden | von naturwissenschaftlichen Begriffen und Begriffen in einer problemhaltigen Situation |
F.) Anwenden | von naturwissenschaflichen Untersuchungsmethoden und Denkweisen in einer problemhaltigen Situation |
G.) Partizipation | an Entscheidungen im gesellschaftlichen Raum sowie dem Wissen entsprechendes Handeln |
2. Aufgabenarten:
2.1 Aufgaben mit offenem Antwortformat:
Aufgaben mit offenem Antwortformat haben eine große Tradition im
Unterricht:
Sie reichen von symbolhafter Darstellung bis zur freien Formulierung, von
der schriftlichen Arbeit bis zur mündlichen Prüfung.
Eine Möglichkeit Niveaustufen darzustellen, bietet Tabelle 1
2.2 Multiple- Choice und Zuordnungsaufgaben
Multiple- Coice - Aufgaben ermöglichen prinzipiell eine gute Erfassung kognitiver Leistungen - deshalb werden sie auch bei den Vergleichsstudien eingesetzt - wenn sie sorgfältig konstruiert wurden. Alle Aufgaben, die als offene Aufgaben formuliert wurden, lassen sich als MC-Aufgaben verwenden. Als besonders schwierig erweist sich in der Praxis, die Auswahl und Formulierung der Alternativantworten.
Die Konstruktion lässt sich verbessern, wenn freie Auswahlkriterien
durch die Schüler verwendet werden müssen:
a. trifft zu, weil: ...................................
2.3 Begriffsnetze
Wenn Begriffe und Beziehungen grafisch dargestellt werden, spricht man von einem Begriffsnetz. Bei dieser Art der Aufgabenstellung werden Begriffe z.T. vorgegeben und sind dann von den Schülern und Schülerinnen beziehungsgerecht anzuordnen.
Wenn die Art der Aufgaben eingeführt wurde, lassen sich mit ihrer Hilfe folgende pädagogische Absichten verfolgen:
- Welche Strukturen sind vor dem Unterricht vorhanden? (Diagnose der Präkonzepte)
- Werden die im Unterricht erläuterten Begriffe von den Schülern
hinreichend differenziert?
- Wird ein Satz unvollständig vorgegebener Begriff richtig ergänzt?
- Werden die Begriffe im Rahmen einer Gruppenarbeit diskutiert, erläutert, ergänzt,...?
Ordne die Begriffe: Atom, Elektron, ... in einem Begriffsnetz und beschreibe mögliche Zusammenhänge auf den Verbindungslinien.
2.4 Mind Maps
In Mind- Maps werden Informationen in bildhafter-schematischer Form dargestellt. Sie sind Gedächtnislandkarten, die Vernetzungen augenfällig machen und Wissen strukturieren. Über die Mind-Map-Arbeit wird die kommunikative Kompetenz der Schülerinnen und Schüler im fachbezogenen Kontext angeregt und gefördert.
Einsatz von Mind-Maps:
- schafft Überblick über eine Thematik und hilft bei der selbstständigen Erarbeitung von Beziehungen.
- bietet Möglichkeiten, Ideen zu sammel und zu ordnen.
- dient der Festigung von Wissen, wenn es z.B. darum geht, komplexe Vorgänge zu ordnen und zu klassifizieren (--> concept-Map)
Beispiele: 1. Gestalte eine Mind-Map zum Thema (Säugetiere, Trennmethode, ... ) 2. Zeichnet eine Mind-Map zum Thema Bienen. Folgende Begriffe müssen u.a. vorhanden sein: Drohne, Überwinterung, Honig, ... |
2.5 Portfoliomethode
Portfolios sind:
"... Sammlungen von Beweismitteln, die zeigen, dass Schülerinnen und Schüler bestimmte Lernziele erreicht haben oder an welcher Stelle sie auf diesem Weg zu diesen Zielen sind".
Wenn die Lernenden über einen längeren Zeitraum Leistungsnachweise
sammeln, setzt dies voraus, dass sie die Lernziele kennen müssen und
dass sie Klarheit darüber besitzen, was als Nachweis angesehen wird.
Was sie dann als Material sammeln, ist ihnen weitgehend frei gestellt und
hängt von ihren Neigungen, ihrer Kreativität,... ab.
Vorschläge für ein Portfolio |
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Wir werden uns nächst Woche ausführlich mit folgenden
Themen beschäftigen: 1. Maßnahmen zur Verminderung der Unfallgefahr. 2. Maßnahmen zum Festhalten der Gäste auf ihren Sitzen. 3.Verhaltensregeln zur Verminderung des Unfallrisikos (Bremsweg,Fahren bei Nässe, Kurven;..) . |
Für alle drei Themen sollt ihr in eurem Portfolio nach und nach
Belegstücke sammeln: Ihr könntet z.B.:
eure Erklärungen, Zeichnungen, Fotos, ... |
Die Portfoliomethode eignet sich besonders für die höheren Lehrziele D-G gut.
Vorteile der Portfoliomethode liegen im Bereich der Bewertung:
- Die Beiträge entstehen in einem längeren Zeitraum. Entwicklungen sind erkennbar.
- Sie ist weniger punktuell.
- Sie lässt dem Bewertenden viel Freiraum zur individuellen Gestaltung.
- minimiert Prüfungsangst.
Das Verfahren ist allerdings anfällig gegenüber einer verzerrenden Wahrnehmung durch die Lehrkraft.
2.6 Sammeln, Ordnen, Ausstellen
In Sammlungen und Ausstellungen erhalten fachspezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten konkrete Gestalt.
Folgende Methoden werden dabei geschult und verlangt: Suchen - Bestimmen - Vergleichen - Ordnen - Herbarisieren - Fülle reduzieren - Auswahl begründen - Exponate beschriften - Grafiken und Schaubilder entwerfen - Vivarien/ Aquarien einrichten - Stelltafeln arrangieren - Schaukästen einrichten - Zusammenhänge darstellen - Pflegen - Schützen - ... |
Beispiele:
- Naturaliensammlungen ( Feder, Steine, Versteinerungen, ...)
- jahreszeitlich orientierte Sammlungen und Ausstellungen
- Systematisch orientierte Ausstellungen (Insekten, Blütentypen, Metalle, ...)
- Herbare (Blätter-Bestimmungsbuch, ...)
2.7 Egg Races
"Egg Races sind kultivierte Wettbewerbe ( sie finden in Gruppen nach bestimmten Regeln statt), die den Schülerinnen und Schülern über positive Erlebniswerte den Zugang zu naturwissenschaften erleichtern sollen und den Unterricht beleben, in dem sie die Interaktion zwischen den Schülerinnen und Schülern fördern."
Egg Races beinhalten:
- eine vorgegebene lebensnahe Aufgabenstellung.
- kreatives Denken und Handeln, bei dem Alltagserfahrungen und Fachwissen in etwas Neues praktisch umgesetzt wird.
- ein Zusammenspiel von Kooperation in der Gruppe und Kinkurrenz im Wettbewerb.
- die selbstständige Lösung des gestellten Problems.
Beispiele: 1. Wie viel Gas entsteht aus einer Brausetablette? Plant und führt mit den ausgegebenen Geräten und Materialien
ein Experiment durch, mit dem die Menge des Gases ermittelt werden
kann, die eine Brausetablette im Wasser erzeugt.
2. Baut ein Boot, das sich auf dem Wasser möglichst schnell fortbewegt. Materialien: Filmdöschen, kleine PET-Flasche, Braustablette, Gummibänder, Verpackungengen, Styropor, Plastikspritze, Holz, Kork, Wanne |
2.8 Experimentaltests
In der Darstellung wurde immer wieder betont, das eine naturwissenschaftlich- technische Grundbildung nicht nur "das Wissen von " sondern auch das "Wissen wie" eine wesentliche Bedeutung besitzt. Experimentaltests nehmen darauf explizit Bezug. Ein solcher Test besteht aus:
- einer Problemstellung, deren Lösung den Umgang mit jedem entsprechenden Material beinhaltet.
- einem Lösungsplan und einem Protokoll.
- einem Auswerteschlüssel, in dem der Versuch /die Versuchsergebnisse bewertet wird.
Solch ein Test gibt besonders gut Auskunft über die Stufen F und E.
Literaturhinweis: